Der Einsatz moderner Klima-, Lüftungs- und Heiztechnik ist sowohl in Bestandsgebäuden als auch in Neubauten wichtig, um diese energieeffizient und klimaschonend zu kühlen und zu heizen. In welchem Ausmaß und in welcher Geschwindigkeit moderne Gebäudetechnik verbaut wird, haben vor allem auch Architekten, Planer und Eigentümer von Gebäuden in der Hand. In der Diskussion über eine nachhaltige Gebäudetechnik gibt es nach wie vor einseitige Sichtweisen, dabei lassen sich die Argumente widerlegen:
‚KLIMATECHNIK IST ÜBERFLÜSSIG UND WENIG NACHHALTIG‘
Hierbei wird übersehen, dass in vielen Gebäuden aufgrund von hohen Dämmstandards und großflächiger Glasfassaden, bei denen oftmals auch keine Fenster zum Lüften geöffnet werden können, eine Raumklimatisierung notwendig ist. Auch die inneren Wärmelasten durch Personen, Beleuchtung, Geräte und durch die Sonneneistrahlung ist in vielen Büro- und Gewerbeimmobilien mittlerweile so hoch, dass diese klimatisiert werden müssen. Mit neuen Technologien wie beispielsweise der Wärmepumpe kann dabei energieeffizient sowohl gekühlt als auch geheizt und damit eine konventionelle Heizungsanlage ersetzt werden.
‚HEIZEN MIT STROM IST ÖKOLOGISCH UNSINNIG‘
Dieses Argument galt früher einmal. Doch mit der Energiewende hat sich das geändert, denn der Ausbau von Ökostromanlagen macht den Strom immer sauberer. Laut einer Studie1 des Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) wird durch den konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien aus heimischer Erzeugung auch die zukünftige Nachfrage an grünem Strom gedeckt werden können. Ebenso ist durch den europäischen Netzausgleich eine hohe Versorgungssicherheit gegeben. Das bedeutet, Investitionen in Heiz- und Klimatechnologie basierend auf dem Wärmepumpenprinzip sind sinnvoll und tragen bereits heute zu einer weitgehend treibhausgasneutralen Energieversorgung bei.
‚NACHHALTIGE TECHNOLOGIEN ZUR ENERGIEEINSPARUNG IM GEBÄUDESEKTOR SIND TEUER‘
Dagegen spricht, dass die Technologien zur Energieeinsparung im Gebäudesektor schon jetzt vielfach erprobt, am Markt verfügbar und vor allem bezahlbar sind – sie müssen lediglich eingesetzt werden. Grundsätzlich gilt es, den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes zu betrachten, denn Gebäude verursachen die meisten Kosten während ihrer Betriebsphase. Zu den ganzheitlich betrachtenden Lebenszykluskosten zählen die Errichtungs-, die Betriebs- und die Abbruchskosten. Der herkömmliche Planungs- und Bauablauf fokussiert sich in der Regel jedoch hauptsächlich auf eine Minimierung der Herstellungskosten eines Gebäudes und die Einhaltung der Mindeststandards. Ebenso spielt bei der Entscheidungsfindung für die Gebäudetechnik oft ausschließlich die Höhe der Investitionskosten eine Rolle. In der Praxis übersteigen – je nach Art und Nutzen des Gebäudes – die Kosten im laufenden Betrieb dann allerdings häufig die Investitionskosten um ein Vielfaches. Umso wichtiger ist es, in Gebäuden nicht nur effiziente Gebäudetechnik mit erneuerbaren Energien einzusetzen, sondern sich auch auf ein ganzheitliches Lebenszykluskosten-Management zu fokussieren und dieses gegebenenfalls zu optimieren.
‚EINE GROßZÜGIGE PLANUNG DER GEBÄUDETECHNIK IST WICHTIG‘
Diese Einstellung ist weder weitsichtig noch ökologisch sinnvoll. Trotzdem wurden in Deutschland jahrzehntelang Gebäude immer nach den gleichen Standards geplant. In vielen Fällen wurde die Haustechnik „over engineered“ bzw. so komplex angelegt, dass sich das Regulieren der Temperatur für die Nutzer als schwierig erwies. Bei der Planung wurde oftmals weder an den Facility Manager gedacht, der die Haustechnik hinterher zu handhaben hatte, noch an den Büromitarbeiter, der seine Wunschtemperatur individuell regeln wollte. Innovative Konzepte und neue Technologien sind vorhanden und werden in Neubauten nicht zuletzt aufgrund von energetischen Vorschiften auch eingesetzt und kompetent geplant. Doch eine energieeffiziente und vernünftig dimensionierte Gebäudetechnik muss vor allem auch in Bestandsbauten zu einem grundsätzlichen Standard werden. Hier gibt es in Deutschland hohen Sanierungsbedarf, denn rund zwei Drittel aller Wohngebäude sind älter als 40 Jahre und die Sanierungsquote pro Jahr liegt lediglich bei 1%2.