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Arborea Marina Resort Neustadt: Energieeffizienz ist nicht nur eine Frage der Technik

Um die Effizienz der Planung, der Installation und des Betriebs von Klima-, Kälte, Lüftungs- und Heizungstechnik zu messen und gegebenenfalls zu verbessern, werden unter anderem Forschungsinstitutionen herangezogen, Anwendungen in der Praxis zu prüfen. Ein Beispiel dafür ist das Arborea Marina Resort in Neustadt.

ARBOREA Marina Resort Neustadt Außenansicht. © ARBOREA Hotel & Resorts
ARBOREA Marina Resort Neustadt Außenansicht. © ARBOREA Hotel & Resorts
Mitte Juli 2018 öffnete das Arborea Marina Resort Neustadt in der Lübecker Bucht in Schleswig-Holstein seine Türen. Beim Energiekonzept des Hotels stand von Anfang das Ziel, die CO2-Emissionen so gering wie möglich zu halten und soweit wie möglich auf fossile Brennstoffe zu verzichten, im Fokus. Zur Kontrolle erhob das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT alle energierelevanten Verbrauchsdaten und bewertete und dokumentierte die Energieeffizienz und -ersparnis des Hotels bei laufendem Betrieb.

Intelligentes Zusammenspiel von Blockheizkraftwerk und Wärmepumpen

Auf einer Brutto-Grundfläche von 10.000 m2 beherbergt das Arborea Marina Resort 124 Zimmer, zwei Restaurants, zwei Bars, drei Tagungsräume für bis zu 84 Personen und einen Wellnessbereich auf 1.000 m2. Gebaut wurde das Hotel nach EnEV 2014. Ziel war es, die Gebäudebeheizung und Klimatisierung über Wärmepumpen zu realisieren. Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) dient zur Erzeugung des Heizwassers. Über dieses wird über dezentrale Trinkwarmwasserstationen in den Zimmern Brauchwarmwasser erzeugt. Der erzeugte Strom wird selbst genutzt und überschüssige Energie wird eingespeist. Zwei zusätzliche Gasbrennwertkessel dienen als Redundanz für das BHKW und decken im Ausnahmefall die Spitzenlast z.B. morgens und abends ab.

Monovalente Konditionierung über Luft-Luft-Wärmepumpen

Alle Zimmer werden über Luft-Luft-Wärmepumpen klimatisiert. Die Zimmer können individuell gekühlt und geheizt werden. Das Prinzip der Wärmeverschiebung reduziert zusätzlich Betriebskosten. Das heißt, möchte ein Gast sein Zimmer kühler temperieren, wird vom System Wärmeenergie abgeführt. Wenn parallel ein anderer Gast sein Zimmer wärmer haben möchte, findet ein Wärmeaustausch zwischen diesen beiden Zimmern statt. Dabei muss in der Regel keine zusätzliche Energie von außen zugeführt werden.

Die Innengeräte im Hotel sind mit einem Sensor ausgestattet, der erkennt, wo und ob sich ein Gast in diesem Bereich aufhält. Die Luftleitlamellen werden vom System automatisch verstellt und der Luftstrom wird dorthin gerichtet, wo sich keine Person aufhält. Dadurch werden Zugerscheinungen verhindert. Durch die Personenerkennung wird auch registriert, ob sich überhaupt eine Person in dem Raum aufhält. Ist dieses nicht der Fall, wird automatisch der Sollwert verschoben, was die Betriebskosten weiter reduziert. Sobald der Sensor durch eine Person ausgelöst wird, stellt sich der Sollwert automatisch wieder auf den vorher eingestellten Komfort-Sollwert ein.

Nutzung der Abwärme aus der Gewerbekälte für die Fußbodenheizung

In den öffentlichen Bereichen des Hotels ist zusätzlich eine Fußbodenheizung installiert, um im Winter größtmöglichen Komfort zu bieten. Die Versorgung der Fußbodenheizung mit Warmwasser erfolgt durch eine 100 %-ige Wärmerückgewinnung: Die Abwärme von insgesamt 36 Kühlstellen – bestehend aus den Kühlmöbeln und Kühlräumen im Restaurant, den offenen Küchenbereichen für die Gäste sowie der Bars – wird für die Fußbodenheizung genutzt. Falls der Bedarf über die Wärmepumpen und der Wärmerückgewinnung nicht abgedeckt werden kann, wird im Notfall über das BHKW nachgeheizt.

Einsparpotenziale liegen nicht nur in der Hand der Hersteller

Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT erfasste während des Hotelbetriebs alle energierelevanten Verbrauchsdaten und bewertet die CO2- und Energieeinsparungen des Arborea Marina Resort in den ersten Monaten.

Die Ergebnisse aus den Messungen der energierelevanten Verbrauchsdaten durch das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in den Monaten Januar bis März 2019, einer äußerst energieintensiven Periode, zeigen, dass der Einbau energieeffizienter Technik für einen energieeffizienten Hotelbetrieb allein nicht ausreicht.

Grundsätzlich können Handhabungsfehler, Regelungsprobleme oder ein mangelndes Bewusstsein für energiesparendes Verhalten im laufenden Betrieb den Endenergiebedarf eines Gebäudes in die Höhe treiben. Mit anderen Worten: Um die Einsparpotenziale, die die Technik bietet, voll auszunutzen, müssen Anlagenbetreiber und Verbraucher aufgeklärt werden und ihr Verhalten entsprechend anpassen. Untersuchungen dieser Art helfen, Schwachstellen aufzuzeigen, bewusst zu machen und künftig zu vermeiden.
Die Außengeräte befinden sich auf dem Dach des Hotels. © DAIKIN
Die Außengeräte befinden sich auf dem Dach des Hotels. © DAIKIN
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